In meinem letzten online Workshop am 04.03.21 zu Wahrnehmung und Kommunikation habe ich von 56 TeilnehmerInnen anspruchsvolle und tief gehende Fragen und Herausforderungen zum Thema Kommunikation besprochen. Eines der Themen hat mich sehr berührt. 7% der TeilnehmerInnen haben offengelegt, dass Gespräche auch sehr verletzend sein können. Unerwartet in einem Gespräch empfangen wir Wut, Aggression und Vorwürfe. Wie gehst Du damit um, wenn Dich jemand in eine Deiner Wunden trifft?
Ich habe es selbst oft erlebt, dass sogar wildfremde Menschen wie von böser Hexerei getrieben, aggressiv werden und es schaffen, mich zu verletzen. Ich fühle, dass sie meine schwache Stelle aufspüren und kräftig Salz rein streuen. Im ersten Moment ist das Gegenüber Schuld an allem; es ist gemein und hinterlistig. Im zweiten Moment und viele Stunden danach, werde ich dankbar dafür, dass mir ein Mensch aufgezeigt hat, woran ich arbeiten sollte. Und zwar entweder daran, nicht immer alles persönlich zu nehmen, denn die Wut hatte eigentlich gar nichts mit mir zu tun. Sie entstand wirklich auf der anderen Seite oder gehört zu dem schwierigen Thema, aber hat mit mir als Person, so wie ich bin, nichts zu tun. Oder, es hat etwas mit mir zu tun. Ich habe etwas gemacht oder gesagt, was nicht professionell, passend oder richtig war. Ich bin auch nur ein Mensch und es ist natürlich, dass es immer mal wieder passiert, etwas “nicht richtig” zu machen. Wenn ich keine Fehler machen würde, könnte ich mich ja auch nicht weiter entwickeln.
Ich kann mich entscheiden, wie ich mit meinem eigenen Fehler oder der Irritation, die ich ausgelöst habe, umgehe. Wähle ich Selbstzweifel und Selbstkastei oder Dankbarkeit für das Aufzeigen einer Möglichkeit zur Veränderung und Verbesserung meiner Wahrnehmung und Kommunikation. Ich denke, das zweite, die Dankbarkeit darüber, einen Fehler aufgezeigt zu bekommen, kann manchmal sehr schwierig und schmerzhaft sein. Niemand wühlt gerne in einer schlecht abgelaufenen Situation herum. Das ist gegen unsere Natur und Kultur, denn wir wollen ja keine Fehler. Jedoch genau da sollten wir ansetzen. Fehler nicht als etwas schlimmes zu sehen oder als Versagen unseres angestrebten Perfektionismuses. Ich muss mir grundsätzlich bewusst machen, dass es keine perfekte Kommunikation gibt und aufhören, einem innerlichen Perfektionismus hinterherzulaufen. Ja, es ist nicht einfach, wenn wir etwas gut machen wollen, vom Perfekten abzusehen. Aber ich finde, es ist mit Sicherheit ein gesünderer und spannenderer Weg.
Ich habe es bereits ein paar TeilnehmerInnen persönlich geschickt, möchte es aber nun auch mit allen an dem Thema interessierten teilen. Dies ist ein TED Talk über “how not to take things personally”, der genau den oben beschriebenen Ansatz auf den Punkt bringt. Danke Frederik Imbo für diese tollen Gedanken.
Möchtest Du tiefer in Sprache eintauchen? Melde Dich gleich zum nächsten freien Event am 8.April 2021 um 18:30 mit dem Thema “Meine Sprache - Ich und Du” oder buche Dein Einzelgespräch mit mir.
https://www.ted.com/talks/frederik_imbo_how_not_to_take_things_personally_mar_2020/transcript
What is happening at time2unfold, Brigitta Brain
Was ist derzeit los bei time2unfold, Brigitta Brain: