Ich habe schon immer gern und viel geschlafen, aber ich kenne auch diese Phasen, wenn es einfach nicht klappen will. In meinem Gehirn tummeln sich mehr und mehr unerledigte Aufgaben und Ideen, die umgesetzt werden sollten. Zusätzlich ist es endlich mal ruhig um mich herum und von dieser Ruhe will ich mich nicht sofort verabschieden. Ich will sie für einen weiteren Moment festhalten, die Zeit nur für mich spüren, bevor ich mein aktives Dasein bis morgen früh ablege. Ich ertappe mich spät abends, nochmal schnell die emails zu checken, neue feeds zu lesen oder eine neue Staffel anzufangen. Jetzt um diese Uhrzeit? Jetzt, wenn meine Augen eigentlich schon fast zufallen? Warum mache ich das? Bin ich wieder 2 Jahre alt und “will nicht schlafen”, weil ich das Konzept von Zeit nicht verstehe und mir spielen wichtiger ist als alles andere auf der Welt? Ich weiss doch genau, was dann passiert, wenn ich zu wenig Schlaf habe.
Am nächsten Tag bin ich unausstehlich. Der Grund ist klar, mein Körper brauchte mehr Schlaf, den ich ihm nicht gegeben habe und zusätzlich bin ich innerlich verärgert darüber, diese wache Zeit verpufft haben zu lassen. Anstatt yoga zu machen oder ein Buch zu lesen, habe ich passiv vor mich hin gestarrt oder in mein kleines handy geblinzelt.
Wie es mit solchen Phänomen ist, es scheint nicht nur mir so zu gehen - hallelujah! Und dazu gibt es sogar noch einen Namen dafür - revenge bedtime procastination: ein Phänomen, bei dem Menschen, die wenig Kontrolle über ihren Tag spüren, nicht früh schlafen gehen wollen, um das Gefühl der Freiheit wieder zu erlangen!
Ok, zu den 20 irgendwas Jahre alten Studentinnen zähle ich mich nicht mehr, ich verbringe auch keine Stunden im Internet oder arbeite 24/7, aber ich kenne es genau, den Tag noch nicht beenden zu wollen. Ich kann es auch nachempfinden, nicht genug Zeit für mich während des Tages gehabt zu haben. Besonders als Mutter mit kleinen Kindern war am Ende des Tages nicht mehr viel von mir als eigenständige Person übrig. Alle Energie und Kraft geht schlicht und ergreifend an die Familie und meine eigenen Wünsche und Aktivitäten habe ich zurückgestellt. Bis zu einem gewissen Grad! Schritt für Schritt habe ich mir über die letzten 2,5 Jahre einen Moment nach dem anderen zurück erobert. Ich habe tagsüber bewusste Zeiten für mich genommen, sei es zur Massage zu gehen, mich coachen zu lassen, Yoga zu machen oder mit meinem Mann Mittag zu essen bis hin zur Gründung meiner eigenen Coaching Praxis. Ich habe mir auch die alltäglichen unabwendbaren Dinge im Leben, wie das Essen, lustvoll und kreativ gestaltet und im abendlichen Mahl meiner Kreativität freien Lauf gelassen. Manchmal mit mehr und manchmal mit weniger Erfolg.
Wie gesagt, ich kenne dieses Phänomen, nicht ganz Abschied vom Tag nehmen zu wollen. Ich sehe es auch in meinem Umfeld und an KlientInnen, dass Schlaf immer wieder ein Thema ist. Unser Körper zeigt uns etwas auf und es ist unsere Entscheidung dorthin zu sehen. Über lange Zeit lässt sich der Schlafmangel nicht ignorieren, das ist das Gemeine daran. Einmal im Monat ausschlafen ersetzt die anderen schlaflosen Nächte nicht und im Voraus Schlafen, also Schlaf bunkern, gibt es auch nicht.
Mich hat der Schlaf schon immer fasziniert und daher habe ich diesen Artikel auch als Einladung gesehen, über meine persönliche Erfahrung mit Schlafen zu schreiben. Ich habe eigentlich eine sehr gute Beziehung zum Schlaf. Ich merke, wenn ich müde bin und wenn ich übermüdet bin, merkt es auch mein Umfeld - Sorry… Vielleicht liegt meine positive Einstellung zu Schlaf daran, dass ich gerne und viel träume und diese Phase meines Lebens auch als Lebendigkeit betrachte. Ich hatte zeitweise ein kleines Notizbuch am Nachttisch, damit ich mir meine Träume gleich am nächsten Tag aufschreiben kann und Besucher haben sich auf meiner Toilette über mein Traumdeutungsbuch köstlich amüsiert. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich die meiste Zeit meines Lebens das Glück gehabt habe, das zu tun, was ich wirklich tun wollte oder dass ich “Schlaf-gene” habe. Ich gehöre nämlich zu den Menschen, die tagsüber mal schnell 20 Minuten rasten können. Das hat zwar nicht immer geklappt, aber nach ein paar mal üben war ich dann schon schnell mal ein Meister-Schläfer. Das Bewusstsein, dass ich so manche Aufgaben danach besser und mit mehr Spaß machen kann, hilft mir dabei, mich auf diese 20 Minuten einzulassen. Ich weiss, dass ich intensiver leben kann und glücklicher bin, wenn ich ausgeruht bin. Ein anderer verinnerlichter Glaubenssatz kommt mir in den Sinn. Als junge Erwachsene habe ich meinen HNO-Arzt mal gefragt, warum er eigentlich nie krank werde. Seine direkte Antwort lautete, dass er keine “Lebenssünden” begehe. Meinem verwirrten Blick entgegnete er, dass er immer vor 24:00 ins Bett gehe. Es war einer dieser Moment, wenn ein indirekter Ratschlag unerwartet tief sitzt und dieser hat sich bei mir scheinbar auch festgesetzt.
Hier nochmal meine Aktivitäten, revenge bedtime procastination vorzubeugen:
Dieser Artikel geht speziell auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Schlafen ein und am Ende findet ihr noch weitere Tipps, den Tag loszulassen und den Schlaf willkommen zu heissen.
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https://www.glamour.com/story/revenge-bedtime-procrastination-is-real-according-to-psychologists
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